Überfall auf dem Weihnachtsmarkt

Dies ist die Vorstellung für die erste Version des Buches, die 2014 erschien und 2015 durch eine stark überarbeitete Version ergänzt wurde. Die alte Version ist jedoch nach wie vor im Handel erhältlich. Auf dieser Vorstellungsseite wurde auch die damalige Seitengestaltung beibehalten.

Cover des Buches Überfall auf dem Weihnachtsmarkt
Dezember 2014
56
978-3734742453

 

Nur durch Zufall werden Mark und Damir Zeugen, wie Joana aus ihrer Parallelklasse von drei anderen Mädchen belästigt wird. Sie können das aggressive Trio in die Flucht schlagen, doch der Übergriff ist kein Einzelfall. Schon seit Monaten ist Joana ständigen Anfeindungen ausgesetzt, und alle Ideen, die Mark und Damir haben, um dem Treiben ein Ende zu setzen, scheitern daran, dass Joana jede Hilfe ablehnt. Wie können sie ihr Vertrauen gewinnen, so dass sie sich endlich helfen lässt?

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Am Tag nach dem dritten Advent schoben die beiden Freunde Mark und Damir sich durch die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt. Es war rappelsturzvoll in der Schlucht zwischen den Häuserzeilen, die durch die Buden, die sich aneinanderreihten, noch zusätzlich verengt wurde. Jeder­mann und sein Nachbar schien heute in der Innenstadt unterwegs zu sein, die einen auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken, die anderen, um sich den typischen Weihnachtsmarktgeruch um die Nase wehen zu lassen, in dem sich Bratwurst, Reibekuchen, Glühwein und gebrannte Mandeln mischten. Es war kalt, aber trocken, und obwohl es gerade erst auf vier Uhr nachmittags zuging, brach schon die Dunkelheit herein und brachte die unzähligen Lichter noch mehr zur Geltung.

 

Mark hielt ständig eine Hand an der Gesäßtasche, in der er sein Porte­monnaie aufbewahrte, denn solche Menschenansammlungen waren bekanntlich das Paradies der Taschendiebe, und er hatte über dreißig Euro bei sich, weil er Weihnachtsgeschenke für seine Eltern kaufen wollte. Er hatte eine ziemlich konkrete Vorstellung, was er ihnen schenken wollte, und war zuversichtlich, dass er mit weniger auskommen würde, wollte aber sichergehen, und diesen Betrag zu verlieren, hätte schon wehgetan. Mark war schließlich Taschengeldempfänger und kein Großunternehmer.

 

Damir hatte die Geschenke für seine Familie schon zusammen, begleitete seinen besten Freund aber bereitwillig. Die beiden Siebtklässler kannten sich seit dem Kindergarten, waren schon in der Grundschule in der gleichen Klasse gewesen und trafen sich fast jeden Tag nach der Schule, um irgendwas zusammen zu unternehmen. Sie hatten einfach die gleichen Interessen, waren beide sportlich und brauchten immer Action. Damir war der Ältere von beiden, im Juli dreizehn geworden und damit auch der Älteste in der Klasse, ziemlich groß für sein Alter und kräftig, was er als Ringer auch sein musste. Er hatte schon mehrere Nachwuchs-Turniere gewonnen, darunter eine Meisterschaft auf regionaler Ebene. Manchmal war er ein rechter Hitzkopf, aber seine Trainer hatten ihm nicht nur Griffe beigebracht, mit denen er seinen Gegner auf die Matte zwingen konnte, sondern auch Selbst­beherrschung.

 

Auch Mark, der seine überschüssigen Kräfte beim Fußball abreagierte, wollte manchmal mit dem Kopf durch die Wand. Er war etwas jünger als Damir, würde am Tag vor Silvester dreizehn werden, und lag größenmäßig immer noch über dem Durchschnitt, obwohl er einen halben Kopf kleiner war als sein bester Freund. Als Innenverteidiger profitierte er von seiner Länge und verlor in der C-Jugend seines Vereins kaum ein Kopfballduell.

 

Sie waren heute zwar nicht zum Bummeln da, hatten aber auch keine Eile. Was knapp zwei Wochen vor Weihnachten in der Fußgängerzone los war, war schließlich sattsam bekannt, deshalb hatten sie genug Zeit eingeplant. Unterwegs trafen sie den einen oder anderen Bekannten, blieben aber nirgends länger stehen und näherten sich zielstrebig dem Kaufhaus, in dem Mark fündig zu werden hoffte.

 

Nur noch ein paar Dutzend Schritte vom Eingang entfernt, stutzte er. Weiter vorne bog gerade ein Mädchenquartett in eine Gasse zwischen zwei Häusern ein, von der er wusste, dass sie blind an den Laderampen der Geschäfte endete. Weder gab es dort einen öffentlichen Hintereingang, noch einen Durchgang zur Parallelstraße, und Mark konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was die vier Mädchen, die er vom Sehen kannte, dort wollten. Alle vier gingen in eine seiner Parallelklassen, aber bei insgesamt fünf siebten Klassen, die die Schule hatte, hatte nicht jede mit jeder Kontakt, eigentlich kannte man, sofern nicht private Freundschaften bestanden, nur diejenigen, die im gleichen, aus den Jungen und Mädchen gleicher Konfession aus zwei oder drei Klassen zusammengewürfelten Relikurs oder einem der als Wahlfächer ab der siebten Klasse ebenfalls klassenübergreifenden Latein- und Französisch-Kurse waren.

 

Er blieb stehen und knuffte Damir in die Seite. „Hast du das auch gesehen?“ fragte er. „Was denn?“ wollte Damir wissen, der gerade in eine ganz andere Richtung geschaut und die Mädchen deshalb nicht mehr gesehen hatte. „Da sind welche aus der a in der Hinterhof rein.“ Er nannte die Namen der beiden angrenzenden Geschäfte. „Diese Modezicke, Martina oder Bettina, oder wie sie heißt, mit ihren beiden Tussen und so eine mit Brille. Die ist auch in der a, aber ich wusste gar nicht, dass die auch mit den Modeweibern abhängt. Sie sah auch nicht sehr glücklich aus.“ „Du meinst, sie ist nicht freiwillig mit?“ vergewisserte sich Damir, und Mark nickte. „Sah eher so aus, als hätten die anderen sie abgeführt.“ „Wozu?“ überlegte Damir, aber das konnte Mark ihm nicht sagen. Er hatte die Mädchen ja auch nur kurz gesehen, gerade lange genug, dass ihm der unglückliche Gesichts­ausdruck von der mit der Brille aufgefallen war, und die Art, wie zwei von den anderen sie in die Mitte genommen hatten, gerade so, als hätten sie verhindern wollen, dass sie weglief.

 

„Sehen wir nach?“ schlug Damir vor. Er hielt viel von sportlicher Fairness, und drei gegen eine war auf jeden Fall ein ungesundes Verhältnis. „Sehen wir nach!“ antwortete Mark


Cover des Buches Überfall auf dem Weihnachtsmarkt