Nachtwache: Sag nichts!

Cover des Buches Nachtwache: Sag nichts!
Cover des Buches Nachtwache: Sag nichts!
5. Mai 2023
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978-3756828333

 

Im großen Pfad­finder-Sommer­lager benehmen sich einige von Piets Kame­raden äußerst merk­würdig. Beson­ders Connor, der immer und überall der Anführer sein will, hat es auf Piet abge­sehen, und Piet hat keine Ahnung, warum. Es muss mit der Nacht­wache mit Alva zusammen­hängen, das ist das Einzige, was er sich zusammen­reimen kann. Irgend­was kommt da noch auf ihn zu, das spürt er, aber solange er nicht weiß, wie alles zusammen­hängt, kann er sich auch nicht wappnen. Die Lage ist vertrackt, und Piet kann nur abwarten...

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Autoren­plauderei: Pfad­finder

Es gibt in Deutsch­land ver­schie­dene Pfad­finder­verbände, die sich in ihrer Organi­sation und Aus­rich­tung leicht unter­scheiden. Ich habe mich in der Ge­schichte am größten deut­schen Verband, der Deut­schen Pfad­finder­schaft St. Georg (DPSG) orien­tiert. Sie könnte aber genauso gut in einem Lager jedes anderen Verbands spielen.

Unter den fast siebzig Pfad­findern und Pfad­finder­innen, die vor dem Tor eines einfachen Zelt­platzes aus dem Doppel­decker-Bus quollen, durfte Piet sich zu den erfah­rensten zählen. Er hatte sein erstes Sommer­lager mit sieben mitge­macht, eigent­lich wäre er damit noch zu jung gewesen, aber seine Cousine Leni, damals sech­zehn, hatte ver­sprochen, auf ihn aufzu­passen. Inzwischen war Piet selbst fünf­zehn, und es war sein fünftes großes Sommer­lager. Die fanden wegen des großen Aufwands für die, die alles organi­sierten, nur alle zwei Jahre statt, da­zwischen gab es aber auch noch kleinere Fahrten. Wenn ihn jemand gefragt hätte, wie oft er schon mit den Pfad­findern auf Tour gewesen war, dann hätte er erst einmal nach­zählen müssen.

 

In diesem Jahr hatten die Leiter – darunter Leni, die aber gerade mitten im Umzug steckte und deshalb nicht mitge­fahren war – einen Platz im Münster­land ausge­sucht. Ausge­stattet war er nur mit dem Nötig­sten, auch das gehörte beim Sommer­lager dazu. Es gab einen Holzbau mit Toilet­ten, Wasch­gelegen­heiten und Duschen, um alles andere mussten die Pfad­finder sich selbst kümmern.

 

Ein Teil der Leiterin­nen und Leiter war mit PKW und einem Kleinbus voraus­gefahren, die meisten von ihnen schon am Vortag. Sie hatten Zelte und Aus­rüstung mitge­bracht und ein paar Dinge vor­bereitet, damit es nach der Ankunft der anderen kein Chaos gab. Die Zelte lagen, aller­dings noch verpackt, dort, wo sie aufge­baut werden sollten, und neben jedem Zelt­sack aus­reichend Heringe, Erd­nägel und ein Gummi­hammer.

 

Die Leiterin­nen und Leiter sorgten dafür, dass ihre Schütz­linge sich in der Mitte des Platzes sammelten. Sie bildeten einen großen Kreis, und Till, 1. Vor­sitzender des Stammes, hielt eine kurze Begrüßungs­rede. Haupt­sächlich ging es darum, dass jeder und jede wusste, wie es weiter­ging; für die alten Hasen wie Piet war das ein alter Hut, aber auch sie mussten natür­lich wissen, welches Zelt wem zuge­dacht war. Alle Zelte waren Sechser­zelte, getrennt natür­lich nach Jungen und Mädchen und zusätz­lich nach Alters­stufen. Piet gehörte zu den „Pfadis“, das waren die Vierzehn- bis Sechzehn­jährigen, darunter gab es noch die Wölf­linge und Jung­pfad­finder, kurz „Juffis“ darüber die Rover als Älteste.

 

Für die Pfadis waren drei Zelte vorgesehen, zwei für die Jungen und eins für die Mädchen, die in dieser Alters­stufe in der Unter­zahl waren. Über Platz­mangel konnten die Jugend­lichen sich nicht beklagen, die Mädchen waren zu fünft, die Jungen zu neunt. Eigent­lich hätten es zehn sein sollen, aber ausge­rechnet Matti, Piets bester Freund, hatte sich zwei Tage zuvor das Bein gebrochen und deshalb nicht mit­fahren können. Die Ver­teilung auf die beiden Zelte ergab sich von allein: Connor, der für sich in Anspruch nahm, immer vorweg­zugehen, sammelte seinen Getreuen um sich, dem Rest blieb das zweite Zelt. Piet war das gar nicht so unrecht, denn er kam mit Connor allen­falls leidlich aus, und mehr Platz bekam er so noch gratis dazu. Connors Kreis bestand, ihn selbst einge­rechnet, aus fünf Jungen, blieben also vier für das zweite Zelt. Mit Oliver, Hannes und Nick war er auch nicht unbe­dingt eng befreun­det, kam aber gut mit ihnen aus. Als Zelt­gemein­schaft würden sie auf jeden Fall keine Probleme haben.

 

Der Aufbau des Zeltes ging Piet und seinen Kame­raden schnell von der Hand. Alle vier machten das längst nicht zum ersten Mal, sie kannten die erforder­lichen Hand­griffe in- und auswendig. Hilfe von ihren Gruppen­leitern benötigten sie nicht, aber das Leitungs­trio musste sich verge­wissern, dass sie alles richtig gemacht hatten. Kilian, der einzige Mann im Team, hatte keinen Zweifel, dass das Zelt sicher stand, aber wenn doch etwas passierte und er hatte nicht nach­geguckt, dann war er dran. Zu bean­standen hatte er nichts, der Mast stand gerade und war ordentlich abge­spannt. Piet und die anderen hatten auch an die Kleinig­keiten gedacht und zum Beispiel vor dem Ab­spannen den Eingang ver­schlossen. Mit offenem Eingang abzu­spannen, war ein beliebter Fehler, der mit etwas Pech dazu führte, dass sich der Eingang dann nicht mehr schließen ließ, wenn das Zelt stand.